Ergebnis und Fazit

AMD konnte einen gewaltigen Leistungsschub im Vergleich zum nahezu identisch takteten Ryzen 7 1800X mit dem Ryzen 7 3700X erzeugen. Die Tests haben im nicht taktisolierten Zustand stattgefunden um das Produkt zu testen, nicht unbedingt die IPC der Kerne. Der Ryzen 7 3700X hat den gleichen Basistakt wie der Ryzen 7 1800X, bei exakten 3600 MHz. Der Turbotakt des 1800X liegt bei maximal 4000 MHz an. In der Praxis liegt dieser öfters bei 3900 MHz nahezu konstant an. Das Exemplar des Ryzen 7 3700X taktet mit maximal 4375 MHz nur 25 MHz unter dem maximalen Takt und kann diesen über einen längeren Zeitraum problemlos halten, obwohl die Anwendungen meist für mehrere Kerne optimiert worden sind. Vermutlich handelt es sich bei dem Exemplar um ein sehr taktfreudiges.

Errechnet man den Mittelwert aller erreichten, prozentualen Geschwindigkeitszuwächse zusammen, bekommt man einen durchschnittlichen Leistungszuwachs von 25 Prozent. Bereinige ich den Ausreißer Cinebench nicht mit ein, komme ich auf durchschnittlich 19 % Leistungszuwachs. Geht man davon aus, dass der Ryzen 7 1800X nahezu permanent auf 3900 MHz läuft, der Ryzen 7 3700X auf 4375 MHz permanent läuft, ergibt sich einen taktbereinigten Leistungszuwachs von 17 %. Der Leistungszuwachs wäre dann auf die IPC bezogen und würde das, was AMD versprochen hat, zu 100 % einhalten.

Zum Thema Effizienz sollte man nicht unbedingt die TDP dafür im Auge behalten. 65 versus 95 Watt sind 30 Watt Unterschied. Wenn man sich die 88 Watt laut Aussage von AMD als maximale Leistungsaufnahme für den Ryzen 7 3700X heranzieht, den Ryzen 7 1800X auf 118 Watt beziffert, hat man bezogen auf den Leistungszuwachs von 19 % bezogen auf den Turbotakt einen bereinigten Effizienzvorteil von 25 % (118 Watt/88 Watt * 19%).

AMD hat mit dem Ryzen 7 3700X ein sehr effizientes und sinnvolles Produkt auf den Markt gebracht. Wenn man mit den Ryzen 7 1800X im Winter noch kleine Räume beheizen konnte, so muss man beim Ryzen 7 3700X wohl oder über eine kleine Zusatzheizung im Raum verbauen.

Nachwort

Die ZEN-Architektur wurde von Jim Keller entworfen. Weit vor dem Release der ersten Ryzen Prozessoren hat Jim Keller das Unternehmen wieder verlassen, aber eine sehr positive Vorarbeit und Aura hinterlassen. Was AMD mit dem ersten Wurf der Ryzen-Architektur geschafft hat, kann sich sehen lassen. Eine IPC-Verbesserung zu Bulldozer waren mit 45 % besonders hoch. Damit war eine sehr gute Grundlage geschaffen – mehr aber auch nicht. Denn eine gute Architektur macht in einem Prozessor nur Sinn, wenn man die Skalierbarkeit und Wirtschaftlichkeit eines Produktes bzw. Vorproduktes im Auge behält. Zusammengeklebte Prozessoren, wie der Summit Ridge, die mit einem Interconnect alias Infinity Fabric die CoreComplex miteinander kommunizieren zu lassen, eine gute Zusammenarbeit mit ASMedia, die die Grundlagen einer soliden Öko-Plattform namens AM4 bietet sowie die technischen Features in einem Prozessor, die die Turbo- und Energiespar-Mechanismen bis auf letzte ausreizt, ist eine sehr hohe Leistung.

Die zweite Ryzen-Generation war ein gutes Refresh der Architektur mit der Beseitigung vorhandener Flanschenhälse.

Bei der dritten Generation hat man die Entwicklung von Chiplets zu Nutze gemacht, um mit weiteren Ässen in Ärmel Intel noch mehr Paroli bieten kann. 15 Prozent mehr IPC durch ein besseres Design, durch Beseitigung von weiteren Flaschenhälsen sind nur die Verbesserungen im Compute-Teil des Prozessors. Zudem hat man mit dem I/O-Chiplet die Weichen der Skalierbarkeit unter wirtschaftlichen Betrachtungen gestellt. In Zukunft kann AMD dieses Produkt kostengünstiger fertigen und mehr Fokus auf die einzelnen Chiplets legen. Baugruppendenken ist inzwischen auch bei AMD angekommen. Durch den Einsatz eines 7 nm Fertigungsverfahren, welches im ersten Schritt sogar teurer ist, als ein altes 12 oder 14 nm Verfahren, müsste das Produkt AMD Ryzen 3000 Prozessor deutlich teurer werden. Die Skalierbarkeit und den Einsatz mehrerer Chiplets macht das eigentliche Produkt wieder günstiger und zudem noch effizienter. Diese Schritte haben nicht mehr mit dem Ausruhen auf den Lorbeeren von Herrn Keller zu tun. Genauso schnell kann ein neues Produkt auch scheitern. Die Weichen AMDs sind so definitiv in die Zukunft gestellt.


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